ein Lehrkörper hat frei, und nicht nur nachmittags

Monat: Dezember 2022 (Seite 2 von 2)

Khulen National Park – ziemlich cool

Mr Choy, ich und Buddha (liegend)

Wir hätten es wissen müssen. Neben all den fantastischen Tempelanlagen wird den internationalen Touristen der Pnomh Khulen Nationalpark anempfohlen. Auch Johannes, unser Schwiegersohn, der vor einigen Jahren schon in Kambodscha war, hatte Pnomh Khulen auf seiner Empfehlungsliste, die er uns auf Nachfrage per WA zur Verfügung gestellt hatte. 

Ry, unser täglicher Tuktuk-Fahrer, winkte bei der Nennung dieser Location ab. Zu weit, zu steil, nicht machbar. Also vertrauten wir dem Angebot unseres allzu ehrerbietigen Rezeptionistin, der sich für jede noch so klitzekleine Anfrage unsererseits so tief verbeugend bedankte, als hätte man ihm eben das größte Geschenk aller Zeiten mitgebracht: „Thank you so so much, Sir.“ Anyway.

Pnomh Kulen by car, special offer for us, just 42 Dollars per person.

Wir hätten es wissen müssen. 

Noch immer hatten wir eine mehrstündige Wanderung durch den Dschungel im Hinterkopf, aber es kam natürlich anders.

Mr. Choy, unser Fahrer, chauffierte uns erst einmal ins Stadtzentrum von Siem Reap, wo wir in einem unscheinbaren Office zwei Tickets zum National Park für je 20 USD kaufen mussten. Am tatsächlichen Eingang zum NP konnten nämlich nur Locals Eintrittskarten kaufen, Touristen ohne Tickets würden 45 km nach Siem Reap zurück geschickt. Nicht wir, wir waren in guten Händen. Eben jene, also Mr Choys Hände, steuerten den Toyota Outlander zielsicher den Kulen Mountain nach oben, und zwar so weit nach oben, dass von Wanderung keine Spur mehr war. Keine 10 Meter entfernt vom Fluss mit den 1000 Lingas parkte er, sichtlich stolz auf seine Leistung, den Japaner und entließ uns gut gekühlt zu dem Weltkulturerbe. Vor ziemlich genau 1000 Jahren hatten Khmer-Handwerker/Künstler/Sklaven Reliefs in den Stein gemeißelt.

Das Besondere daran ist, dass die Steine meist unter Wasser liegen und je nach Höhe des Wasserstands mal besser, mal schlechter zu sehen bzw. damals zu bearbeiten waren. Kunsthistorikern und Khmer-Kennern zufolge handelt es sich meist um symbolische Darstellungen männlicher und weiblicher Geschlechtsteile, was das Ganze, außer der Tatsache, dass die Reliefs unter Wasser liegen, noch spezieller macht. Das darüber fließende Wasser entspringt deutlich sichtbar etwas weiter oben liegenden Quellen und gilt bei der gläubigen Bevölkerung als reinigend und heilig.

Eine der heiligen Quellen sprudelte kräftig.

Doch zurück zum Auto, denn es geht noch weiter den Berg hinauf, vorbei an einer Reihe von Marktständen mit Bananen in unterschiedlichsten Farbtönen bis zu einem Parkplatz, der offensichtlich für weit mehr Besucher angelegt wurde als zur Zeit anwesend.

Wer gedacht hatte, alle Bananen seien gelb, liegt falsch.

Durch ein Spalier von weiteren Ständen mit diversen Essensangeboten, Blumen und Souvenirs bahnten wir uns den den Weg zu nach oben führenden Treppen, an deren Ende ein aus dem Fels geschlagener liegender Buddha zu finden war, ca. 8 Meter lang, vielfach bewundert und geehrt.

End- und Höhepunkt der Fahrt ist ein weiterer Parkplatz, den Choy zielsicher ansteuert. Diesmal ist das Ziel ein durchaus imposanter Wasserfall, unter dem man schwimmen darf bis zu der Stelle, wo die Wassermassen sang- und klangvoll in einen Mini-Teich eintauchen. Wir wagen es. Leider ist Mr Choy ein viel besserer Fahrer als Fotograf. Das klägliche Ergebnis seiner fotografischen Künste ist ein körniges, unscharfes Foto, auf dem die Fallhöhe und die Wucht des Wassers kaum zu erahnen ist. Naja. Die Erinnerung bleibt.

Zurück in Siem Reap gönnen wir uns zum Abschluss unseres Aufenthalts in Kambodscha noch zwei kühle Angkor vom Fass in Long’s Bar und machen uns am nächsten Tag auf nach Bangkok.

Have you eaten rice today?

Was für eine sensationelle Tempelanlage: Angkor Wat und die bildfüllende Wolke im Hntergrund genau zur rechten Zeit

„Hast du heute schon Reis gegessen?“ das ist keine ernst gemeinte Frage in Cambodia, oder wie wir sagen, Kambodscha. Damit begrüßt man sich unter Freunden und erwartet eigentlich ebenso keine wirkliche Antwort wie wenn Amerikaner sich gegenseitig fragen „How are you?“ Wenn der geflissentliche Deutsche anfängt über seinen derzeitigen Gesundheitszustand zu referieren, erntet er auf amerikanischer Seite allenfalls Stirnrunzeln, vielleicht ein verständnisloses Grinsen. Die Frage nach dem täglichen Reiskonsum ist auch eher eine Höflichkeitsfloskel, lässt aber tief blicken. Reis zu essen ist in Kambodscha eine derart fundamentale Sache, dass man mit jemandem, der dies noch nicht getan hat, lieber erst einmal nichts zu tun haben will bis das Manko behoben ist.

Food-Tour mit Joo

Bei einer via Air-BnB gebuchten (Danke Amelie!!) abendlichen Food-Tour in Siem Reap erhalten wir tiefe Einblicke in Essensrituale der Kambodschaner und nebenbei quasi gleichzeitig in deren Denk- und Lebensweise. Ein 27-jähriger Einheimischer namens Joo führt uns durch diverse Lokalitäten, die wir zum Teil eher als Garagen angesehen hätten denn als Restaurants, jedenfalls hätten wir niemals den Weg dorthin gefunden, geschweige denn gewusst, was und wie man dort bestellt. Joo, was eigentlich sein Spitzname ist und soviel heißt wie „sauer“, bestellt, erklärt, zeigt wie man was ißt, und bezahlt am Ende, bevor sein Kumpel und Tuk-Tuk-Fahrer uns wieder aufpickt uns zur nächsten Location fährt.

Unsere erste Garage, ähh Station auf unserer Food-Tour durch Siem Reap.


Mit von der Partie ist auch Natascha, die nicht wie der Name vermuten ließe, aus Russland kommt, sondern aus Seattle. Ihre Familie ist aus Tansania nach USA eingewandert, stammt aber ursprünglich aus Indien. Klingt kompliziert, ist es auch. Natascha arbeitet eigentlich bei Amazon, hat aber dort gekündigt und bereist die Welt. Es gibt auch kaum einen Winkel auf diesem Planeten, den sie noch nicht besucht hat. Doch, es gibt einen: Neuseeland. Das werden wir ihr bald voraushaben.

Siem Reap, die Stadt der Khmer-Tempel

Siem Reap ist jedoch nicht primär bekannt für seine Kulinarik, sondern für seine Khmer-Kultur, hauptsächlich deren Tempelanlagen, die die Khmer, so nannten sich die Bewohner Kambodschas früher und so heißt immer noch ihre Sprache, vor ca. 1000 Jahren mitten in den Dschungel gebaut haben. Die größte Anlage heißt Angkor Wat, ein gigantischer Tempel-Bezirk seines Zeichens Unesco Weltkulturerbe und die größte Tempel-Anlage der Welt. Besonders interessant finde ich die sich quasi aufdrängenden Vergleiche mit den fast zeitgleich in Europa gebauten Kathedralen, zum Beispiel die Ausrichtung nach Osten und Westen. Dementsprechend ist es ein touristisches Muss, den Sonnenaufgang über Angkor Wat zu erleben. Bedeutet: morgens um 4:30 Uhr aufstehen, Tuktuk-Fahrt im Stockdunkeln und dann Seit an Seit mit höchstens 400 weiteren Angkor Wat-Fans den besten Platz finden um die Silhouette des Tempels und sein Spiegelbild im Reflection Lake zu erleben und natürlich zu fotografieren.

Lara Croft und Co

Besondere Berühmtheit erlangte eine extrem spektakuläre Tempelanlage. Verantwortlich ist, wie sollte es anders sein, Hollywood. Ta Prohm bildete die Hintergrund-Szenerie von Tomb Raider. Die Anlage ist im Grunde eine Ruine, bei der sich der Dschungel das von Menschen geschaffene Gebäude wieder einverleibt hat. Gigantische Bäume überwuchern und umschlingen die Mauern und Steine auf derartig atemberaubende Art und Weise, dass man sich davor hüten muss, tausende Fotos zu machen.

Aber ein paar Hundert dürfen, ja müssen es schon sein. Die verschiedenartigen Tempel mitten im asiatischen Dschungel sind nicht nur für Hollywood-Kameraleute tolle Kulissen. Auch wir sind begeistert davon. Ein Super-Kondensat davon sei hier abgebildet.

Treuer Begleiter unserer fünf Tage in Siem Reap war unser Tuktuk-Fahrer Ry. Er tuckerte uns zuverlässig und pünktlich zu allen Locations, die wir sehen wollten, fand Coffee-Places wenn es nötig war und setzte uns bei Local Restaurants ab, wenn Essen angesagt war…

Unser manchmal muffiger Tuktuk-Fahrer.

…. und fuhr dann besonders langsam, wenn wir die Zufahrt zu einem Tempel filmen wollten.

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