Wir hätten es wissen müssen. Neben all den fantastischen Tempelanlagen wird den internationalen Touristen der Pnomh Khulen Nationalpark anempfohlen. Auch Johannes, unser Schwiegersohn, der vor einigen Jahren schon in Kambodscha war, hatte Pnomh Khulen auf seiner Empfehlungsliste, die er uns auf Nachfrage per WA zur Verfügung gestellt hatte.
Ry, unser täglicher Tuktuk-Fahrer, winkte bei der Nennung dieser Location ab. Zu weit, zu steil, nicht machbar. Also vertrauten wir dem Angebot unseres allzu ehrerbietigen Rezeptionistin, der sich für jede noch so klitzekleine Anfrage unsererseits so tief verbeugend bedankte, als hätte man ihm eben das größte Geschenk aller Zeiten mitgebracht: „Thank you so so much, Sir.“ Anyway.
Pnomh Kulen by car, special offer for us, just 42 Dollars per person.
Wir hätten es wissen müssen.
Noch immer hatten wir eine mehrstündige Wanderung durch den Dschungel im Hinterkopf, aber es kam natürlich anders.
Mr. Choy, unser Fahrer, chauffierte uns erst einmal ins Stadtzentrum von Siem Reap, wo wir in einem unscheinbaren Office zwei Tickets zum National Park für je 20 USD kaufen mussten. Am tatsächlichen Eingang zum NP konnten nämlich nur Locals Eintrittskarten kaufen, Touristen ohne Tickets würden 45 km nach Siem Reap zurück geschickt. Nicht wir, wir waren in guten Händen. Eben jene, also Mr Choys Hände, steuerten den Toyota Outlander zielsicher den Kulen Mountain nach oben, und zwar so weit nach oben, dass von Wanderung keine Spur mehr war. Keine 10 Meter entfernt vom Fluss mit den 1000 Lingas parkte er, sichtlich stolz auf seine Leistung, den Japaner und entließ uns gut gekühlt zu dem Weltkulturerbe. Vor ziemlich genau 1000 Jahren hatten Khmer-Handwerker/Künstler/Sklaven Reliefs in den Stein gemeißelt.
Das Besondere daran ist, dass die Steine meist unter Wasser liegen und je nach Höhe des Wasserstands mal besser, mal schlechter zu sehen bzw. damals zu bearbeiten waren. Kunsthistorikern und Khmer-Kennern zufolge handelt es sich meist um symbolische Darstellungen männlicher und weiblicher Geschlechtsteile, was das Ganze, außer der Tatsache, dass die Reliefs unter Wasser liegen, noch spezieller macht. Das darüber fließende Wasser entspringt deutlich sichtbar etwas weiter oben liegenden Quellen und gilt bei der gläubigen Bevölkerung als reinigend und heilig.
Doch zurück zum Auto, denn es geht noch weiter den Berg hinauf, vorbei an einer Reihe von Marktständen mit Bananen in unterschiedlichsten Farbtönen bis zu einem Parkplatz, der offensichtlich für weit mehr Besucher angelegt wurde als zur Zeit anwesend.
Durch ein Spalier von weiteren Ständen mit diversen Essensangeboten, Blumen und Souvenirs bahnten wir uns den den Weg zu nach oben führenden Treppen, an deren Ende ein aus dem Fels geschlagener liegender Buddha zu finden war, ca. 8 Meter lang, vielfach bewundert und geehrt.
End- und Höhepunkt der Fahrt ist ein weiterer Parkplatz, den Choy zielsicher ansteuert. Diesmal ist das Ziel ein durchaus imposanter Wasserfall, unter dem man schwimmen darf bis zu der Stelle, wo die Wassermassen sang- und klangvoll in einen Mini-Teich eintauchen. Wir wagen es. Leider ist Mr Choy ein viel besserer Fahrer als Fotograf. Das klägliche Ergebnis seiner fotografischen Künste ist ein körniges, unscharfes Foto, auf dem die Fallhöhe und die Wucht des Wassers kaum zu erahnen ist. Naja. Die Erinnerung bleibt.
Zurück in Siem Reap gönnen wir uns zum Abschluss unseres Aufenthalts in Kambodscha noch zwei kühle Angkor vom Fass in Long’s Bar und machen uns am nächsten Tag auf nach Bangkok.