Hundertwasser in NZ
Es muss wohl anno 1980 gewesen sein, in einer der Unterrichtsstunden des Kunst LKs des unvergessenen Wolfgang Neugebauer am Kepler-Gymnasium in Weiden in der Oberpfalz, als er mir zum ersten Mal begegnete, dieser verschrobene Österreicher mit dem ungewöhnlichen Künstlernamen: Friedensreich Hundertwasser. Mit seinen bunten Keramiken, seiner krummen Linienführung und seinen radikalen Denkansätzen brachte er mich schon damals zum Nachdenken und zum Lächeln, denn niemand, der vor einem Hundertwasser-Haus steht, behält einen grimmigen Ausdruck auf seinem Gesicht.
Das fiel mir sofort auf, als wir in Whangarei vom Parkplatz Richtung Jachthafen gingen. Viele Menschen, die uns entgegenkamen, waren auffällig gut gelaunt. Hundertwasser hat seinen positiven Zauber nicht verloren. Mir war nicht bewusst, dass der kauzige Österreicher von 1978 bis 2000 im ach so abgelegenen Neuseeland lebte und arbeitete, was bei ihm ja quasi unisono ist. In Whangarei wurde ihm posthum in einem eigenen Gebäude direkt am schnuckelig gelegenen Jachthafen ein Denkmal gesetzt, mit einem Haus, das dem in Wien ähnelt.
Kurios, wie sollte es anders sein, verlief auch sein Ableben. Weil er nicht mehr fliegen wollte – 20 Jahre vor Greta!! – er aber dennoch nach Europa wollte, schwebte ihm vor, per Schiff zu reisen. Die Kosten einer Passage auf einem Kreuzfahrtschiff schienen ihm jedoch (zurecht) als viel zu hoch und er verwarf den Gedanken zunächst. Bis ein Freund ihn dennoch zu der Reise riet und Hundertwasser einlenkte, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass er die Kosten amortisieren könne indem er an Bord malte. Noch am Tag der Einschiffung legte er los, doch das Bild sollte unvollendet bleiben, weil Hundertwasser nach wenigen Tagen auf See an einem Herzinfarkt verstarb. Das unvollendete Bild hängt in der Dauerausstellung in Whangarei, während der Leichnam des Künstlers gemäß seinem Testament auf seinem Grundstück in der Nähe von Kawakawa 60 Zentimeter unter der Erde, nackt, mit einem über ihm gepflanzten Tulip-Tree bestattet wurde. Lieber Blog-Leser, hast du gerade ein Lächeln im Gesicht? Hundertwasser eben!
Kunst und Künstler in NZ
Dass ein Künstler wie Hundertwasser sich in NZ wohl fühlt ist nicht verwunderlich und deshalb auch kein Einzelfall. Kunst wird allenthalben geschätzt und gefördert. Ein paar Beispiele gefällig?
In den großen Städten wie Wellington und Auckland ist Kunst im öffentlichen Raum allgegenwärtig. Kein Platz ohne Skulptur oder Installation. Wände und Alltags-Objekte werden von Künstlern genutzt und gestaltet.
In der Art Gallery of Auckland besuchten wir eine geschickt kuratierte Ausstellung über Frida Kahlo und Diego Rivera. Weltkunst zu bewundern in der hintersten Ecke der Welt.
Dabei kann man letzteres auch ganz anders sehen. Im Whaling Museum in Butler’s Point fiel uns eine Weltkarte ins Auge, die Nu Zillan (so sprechen die Kiwis ihr Land aus) in der Mitte der Welt zeigt. Interessante Variante. Meist wird es ja ganz anders dargestellt.
Auf den Steinmetz-Wettbewerb in New Plymouth möchte ich hier noch einmal verweisen. Leider konnten wir die Resultate der drei Wochen Flexen, Meißeln und Schleifen nicht live sehen. Im Netz finden sich aber respektable Ergebnisse.
Der Vater von Franz von Hahn und Johnny Mauser
Unser persönlichstes Erlebnis mit einem lebenden Künstler ergab sich an einem wunderschönen Sonntag-Nachmittag, als wir von unseren Freunden Inge und Häns, bei denen wir ein paar Tage wohnen durften, auf die Terrasse von Helme und Kiki Heine geführt wurden. Hoch über dem Hafen von Russell saßen wir beschwingt von einem Gläschen Weißwein und plauderten mit dem Vater von Franz von Hahn und Johnny Mauser. Wie oft hatten wir die Geschichten der „Freunde“ unseren Töchtern vorgelesen? Das Beste was es an Kinderliteratur in Deutschland gibt. Dass die Heines noch viele weitere Projekte, Romane, Kalender und und und erschaffen haben und auch weiterhin täglich nach straffem Tagesablauf kreativ tätig sind, war interessant zu erfahren. Ein besonderer Nachmittag mit besonderen Menschen, ein weiterer Höhepunkt unserer Reise.