Es wäre nicht ganz zutreffend zu behaupten, dass wir große Fans einer Weihnachtsgans sind. Trotzdem steht die Gans symbolisch für das typisch deutsche Weihnachtsfestessen. Als wir am 24.12. eine Safari-Tour zu einer der größten Bas-Tölpel-Kolonien der Welt in der Nähe von Napier buchten, hatten wir über den Vogel-Vergleich nicht direkt nachgedacht. Im Nachhinein betrachtet, erschien er mir irgendwie witzig. Tölpel statt Gans.

In meinem bisherigen Leben hatte ich mich noch nie bewusst mit Tölpeln auseinandergesetzt, Begegnungen mit bestimmten Personen im Alltag eines Lehrers einmal ausgenommen. Auf einer Klippe ca. 20 Kilometer südlich von Napier kann man diese fantastischen Flieger und Taucher quasi hautnah besichtigen. Ca. 2500 Nester  reihen sich dort eng aneinander. Es herrscht ein ohrenbetäubendes Gekreische und einen nasenbetäubender Gestank nach, nach, naja nach Tölpel eben. Über unseren Köpfen schwebten ständig neue Vögel ein auf der Suche nach dem richtigen Nest, das sie punktgenau mithilfe von „Voice Control“, also Gekreische, finden. Nach Ankunft im Nest, das vom Partner, dem Tölpel übrigens ein Leben lang treu bleiben, nicht allein gelassen wird, startet erst einmal ein herzliches Willkommens-Ritual in Form von ausdauerndem Schnäbeln. Die kleinen Tölpel-Küken nehmen nach dem Schlüpfen im Nest innerhalb einiger Wochen bis zu acht Kilo zu, lernen fliegen und starten dann mit ihren Eltern zusammen zu ihrer ersten großen Flugreise übers Meer. Acht bis zehn Tage dauert es bis sie Australien erreichen. Was motiviert wohl einen Tölpel, kaum dass er richtig fliegen kann, zu einem Flug aufzubrechen aufs Meer hinaus ohne zu wissen, wohin die Reise führt? Was motiviert uns eigentlich? Haben wir auch etwas Tölpelhaftes in uns? Vergleiche hinken nun einmal, und dieser wohl besonders. Anyway.

Ich hatte ja immer gedacht, ich würde die englische Sprache einigermaßen gut beherrschen um die wichtigsten Dinge zu verstehen und mich mitteilen zu können. Bei der Fahrt zur Tölpel-Kolonie wurde ich dann aber doch reichlich desillusioniert. Wayne, ein waschechter Neuseeländer ungefähr meines Alters, steuerte den kleinen Allrad-Bus sehr souverän und flott über die Gravel-Roads der Klippen, während er gleichzeitig durch eine Covid-Maske in ein Headset-Mikro eine Fülle von Informationen über Landschaft, Fauna und Flora von sich gab. Die Inhalte seines nuscheligen Dauer-Monologs konnte ich jedoch nur grob erahnen. Von Verstehen konnte keine Rede sein. Listening Comprehension heißt diese Disziplin im Englischunterricht. Understanding Wayne war allerdings Hardcore LiCo.

Als wir dann vor den Tölpeln standen, Wayne zeitweise seine Maske abgenommen hatte und ohne Mikro direkt zu mir sprach, war ich mir zumindest sicher, dass er Englisch sprach oder so etwas Ähnliches.