ein Lehrkörper hat frei, und nicht nur nachmittags

Kategorie: Sabbatical-allgemein

Back home – wieda dahoam

Schwupps, und da sind sie auch schon vorbei, die vier Monate Reisen, die sich zu Beginn soooo lang und so unüberschaubar anfühlten. Und wie schön ist es doch, trotz deutlich schlechteren Wetters, „wieda dahoam“ anzukommen, willkommen geheißen zu werden und zu hören, dass man vermisst wurde UND dass viele uns virtuell gefolgt sind, indem sie Bilder in den (a)sozialen Medien schauten oder sogar diesen Blog lasen.

Um heimzukommen, in Empfang genommen zu werden, so wie unsere Laura und Marie am Flughafen in München, muss man aber erst einmal wegfahren, eines der wichtigeren Motive für eine Reise, ab und zu mal die Koffer zu packen und das Weite suchen.

Ich hab noch einen Koffer in Salvador

Was den Koffer angeht, muss dieser wohl am meisten unter einer solchen Reise leiden. Mein ursprünglicher Titan hat gar die vier Monate nicht überlebt. Die Mitarbeiter von Latam Air meinten es nicht gut mit ihm. Da half auch der lumpige 60-Dollar-Voucher nichts, den man mir aufgrund meiner Beschwerde in Santiago de Chile aushändigte. Noch dazu muss ich mich jetzt durch die hauptsächlich spanisch-sprachige Telefon-Hotline quälen, um den Voucher in eine Auszahlung umzuwandeln. Da lob ich mir doch die Holländer. Auch die KLM-Airlines Kofferträger nahmen wenig Rücksicht auf unsere rechteckigen Begleiter. Doch hier brauchte es lediglich einer Online-Beschwerde mit ein paar Bildern dazu und schon wurden 100 Euro auf mein deutsches Konto überwiesen. Latam, nehmt Euch ein Beispiel. Vielleicht lebt aber mein Titan-Koffer noch. Denn in Ermangelung eines Recyclinghofs in Salvador de Bahia oder einer anderen Einrichtung um kaputte Koffer zu entsorgen, deponierte ich meinen lädierten Titan in der Nacht vor unserer Abreise an einer dunklen Straßenecke in der Nähe unserer Unterkunft. Wer weiß, was er für ein Nachleben durchmacht und welche Abenteuer er noch erleben darf.

„Es gibt nichts Schöneres als das eigene Bett,“ höre ich noch meine Eltern sagen, auch wenn es viele Jahrzehnte her ist, dass sie diesen Ausspruch hören ließen, dafür aber sehr konstant und häufig, immer wenn man auch nur einen Tag in fremden Betten nächtigen musste. Mittlerweile kann ich dieser Weisheit auch einiges abgewinnen. Und fast genau so verhält es sich mit der eigenen Espresso-Maschine, der eigenen Terrasse und und und. Auf letzterer fanden sich auch, kaum waren wir wieder zu Hause, unsere lieben Nachbarn ein um unseren Erzählungen aus der Fremde zu lauschen.

Tja, was waren denn nun die absoluten Highlights, die Erkenntnisse, die Superlative unserer Reise, werden wir gefragt. Es fällt uns tatsächlich nicht leicht, eine eindeutige Antwort zu geben, noch dazu immer dieselbe. Einmal erzählen wir von der Naturgewalt Iguazus, einmal von der Schönheit der Cook Strait zwischen Nord- und Südinsel Neuseelands oder auch von der Aussicht vom schneebedeckten Ruapehu oder der Stille am Amazonas.

It’s the people

Aber am Ende sind es nicht die Dinge, die man besichtigt, sondern die Menschen, denen man begegnet, die am nachhaltigsten im Gedächtnis bleiben und die Magie einer solchen Reise ausmachen. Ob es Lahiru ist, der Tuktuk-Fahrer aus SriLanka, der uns immer noch schreibt oder Lewis Punya, der junge Baumpfleger aus Kenya. Häns und Inge Stolzenberg, die uns in Bangkok und in Neuseeland so liebenswert bei sich aufnahmen oder Alan und Melinda Woods aus Sydney, deren Gastfreundschaft unbeschreiblich ist. Nicht zu vergessen die Cursacks, unser Parallel-Universum in Argentinien, in deren Familienleben wir eine Woche lang eintauchen durften. „It’s the people you meet who make your journey.“ Sie alle hier aufzuzählen, ist nicht Sinn dieses Blogs. Aber wenn wir von unserer Reise erzählen, kommt immer wieder die ein oder andere Begegnung zum Vorschein und wir berichten dann gern darüber. Die Begegnungen, die Gespräche, der Austausch mit Menschen, die in völlig anderen Lebensumständen wohnen, das ist es, was das Reisen ausmacht, was wirklich bleibt, was auch nicht in Bildern oder Texten festgehalten werden kann.

Noch immer wachen wir morgens auf und müssen uns kurz vergewissern, wo wir sind und uns ein wenig schütteln. Wir sind dankbar, dass wir diese Reise machen durften, dankbar auch allen Menschen, die uns in den letzten vier Monaten begegnet sind, die uns aufgenommen haben, die mit uns gesprochen haben, die uns ein Lächeln geschenkt haben oder auch nur eine Auskunft, einen Tipp für uns parat hatten. Ihr seid es, die unsere 9-Länder-Reise zu einem unvergleichlichen und unvergesslichen Erlebnis gemacht habt. Danke, auch wenn ihr vielleicht in diesem Blog nicht ein einziges Mal erwähnt werdet.

DANKE.

Gas geben

Abflugtag. Der Plan ist, um 8 aufzustehen. Ingrids Handy rumort zum ersten Mal vibrierend um 7 und danach in 5-minütigen Abständen immer wieder. Ein morgendliches Aufsteh-Ritual, dessen Sinn sich mir noch nie erschlossen hat. Die Snooze-Taste muss eine weibliche Erfindung sein.

Angesichts der jetzt direkt bevorstehenden Reise rumort nicht nur Ingrids Handy, sondern auch mein Bauch. Zum Glück kann man den dort aufgestauten Druck ablassen. In diesem Zusammenhang bekommt die Floskel „Gas geben“ eine ganz neue Bedeutung.

Was das Gas angeht, gehen wir den drohenden Ausgaben im winterlichen Deutschland erst einmal aus dem Weg. Heute Abend geht’s also los, Richtung Südafrika via Dubai. Um von Durban dann nach Howick, unserer ersten Destination, zu fahren, müssen wir dann nur noch ein wenig …

… Gas geben.

Emils Liste

Ihr glaubt gar nicht, wieviele Ratschläge man bekommt, was das Packen und Mitnehmen von Sachen für eine lange Reise angeht.

Die mit Abstand „most iconic list“, die ich bekommen habe, stammt von unserem guten Freund Richard, der sie wiederum vor ein paar Jahren, also eigentlich noch im letzten Jahrtausend, von seinem Freund und SriLanka-Experten Emil gefaxt bekommen hat.

A truly unique piece of writing. He allowed me to publish it here.

Warum fehlt das Ladegerät fürs Handy, fürs iPad, für den Laptop? 
Gab's alles noch nicht ;-)

0% Arbeit – 80% Gehalt

Fünf Jahre ist es her

Ziemlich genau fünf Jahre ist es her, als mir das Wort „Sabbatical“ zum ersten Mal nicht nur wie ein abstrakter Begriff unterkam, sondern als reale Möglichkeit, die auch MIR, konkret zur Verfügung stand.

Ein Sabbatjahr beantragen – ja, das mach ich, ist auch gar nicht so schwer. Die Option, 4 Jahre nur 80% des Gehalts zu verdienen und 100% zu arbeiten, um dann im fünften Jahr 0 % zu arbeiten und auch 80% zu verdienen, erschien mir wie für mich geschaffen.

Relativ kurz überlegt, beantragt, genehmigt, und dann erst mal weit nach hinten geschoben. Ist ja noch lang hin. Die Gehaltskürzung ließ sich mit ein paar Mehrstunden (drei Stunden Informationstechnlogie pro Woche) wettmachen.

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