Tausende von Wildbeests/Gnus in der Savanne der Mara

Ein wenig wehmütig verabschieden wir uns von den Menschen, die das Projekt Maasei Mara Basecamp mit bewundernswerter Leidenschaft und voller Empathie betreiben. Natürlich waren wir beeindruckt von der Tierwelt, die uns Edward in mehreren Ausfahrten, Game Drives genannt, mit all seiner Gelassenheit und Erfahrung präsentierte. Obwohl wir nur noch die Nachhut der „Great Migration“, der großen Wanderung, wenn 1,5 Millionen, in Zahlen 1.500.000, Gnus den Mara Fluß nach Tansania überqueren, zu sehen bekamen, so war dies immer noch ein überwältigender Anblick. Die schiere Menge an wohlgenährten Gnus, hier Wildbeests genannt, Zebras, Büffeln, Antilopen und Gazellen überforderte oft unser Wahrnehmungsvermögen auf positive Art und Weise.

Ganz besonders genossen wir all dies bei einer einstündigen Ballonfahrt über die Savanne kurz nach Sonnenaufgang. Nicht ganz billig, diese Once-in-a-lifetime-Experience, aber dafür perfekt organisiert, von der Abholung im Camp, dem Briefing, dem minutiösem und professionellem Ablauf bis zum Frühstück unter einer Schirmakazie nach der Landung. Ja, ein wenig dekadent, könnte man einwenden, stimmt. Aber: das Ballooning über der Mara ist mittlerweile ein eigener Wirtschaftszweig, der Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung sichert und ausländische Devisen direkt vor Ort wertschöpft. Außerdem legen die diversen Veranstalter großen Wert auf Nachhaltigkeit. Es bleiben keine Müllberge zurück, die Natur bleibt bis auf die Spuren der Rückhol-Fahrzeuge unberührt. Und, nicht zuletzt, die Eindrücke, die man mitnimmt, wenn man nahezu lautlos – außer wenn Balloon Pilot David, ein selbstbewusster großer Kenianer, der sein Handwerk in England erlernte, Gas gab –  über Giraffen und Elefanten hinwegschwebt, werden wir unser Leben lang bewahren, egal ob mit professioneller Technik festgehalten, mit dem Handy gefilmt oder einfach nur erlebt.

Maasai Mara, Löwenland

Besonderes Geschick bewies unser Driver und Guide Edward nicht nur beim Durchqueren der sogenannten Lager, tiefe Furchen, die die Mara durchziehen und die je nach Regensituation mehr oder weniger mit Wasser gefüllt sind, sondern auch im Aufspüren der „Predators“, der Raubtiere, insbesondere der Löwen, von denen es im Park – nobody knows exactly – wohl mehr als hundert gibt. Als er einmal einen männlichen Löwen für uns findet, der ein frisch gerissenes Zebra verspeist, laviert unsere Gefühlswelt zwischen „wow, krass, sensationell, atemberaubend“ und „oh, das arme Zebra, wie brutal“. Anyway, das Ökosystem funktioniert. Zebras fressen Gras, Löwen fressen Zebras, Schakale, Aasgeier, Marabu-Störche (Scavengers) und letztlich Ameisen räumen auf. Und allen geht es gut dabei – außer den Zebras natürlich.

Maasai Mara Basecamp – Rain Man und Tree Man

Abgesehen von all den Game Drives und den sensationellen Bildern auf unseren Devices und in unseren Köpfen sind es aber doch hauptsächlich die Menschen, die uns berühren und begeistern. Im Basecamp Maasai Mara zum Beispiel hat es uns ein junger Mann besonders angetan. Er heißt Leshan, was so viel bedeutet wie Regen. Als er geboren wurde, hat es geregnet, daher sein Massai-Name. In der Schule erhielt er von seinem Lehrer noch den Namen Bryant, denn es hatte wohl häufig geregnet bei Geburten und die Leshons waren kaum zu unterscheiden. Unser „Rain Man“ kümmert sich bei allen Mahlzeiten um uns mit seiner kenianisch ruhigen Stimme und seiner liebenswerten Aufmerksamkeit, dass wir uns schon allein wegen ihm auf jedes Essen freuen. Er beantwortet uns geduldig alle neugierigen Fragen nach Besonderheiten der Maasai-Kultur und -Sprache. Zum Abschied schreibt er uns noch eine Liste wichtiger Begriffe in seiner Sprache Suaheli auf einen Zettel und überreicht sie uns zum Frühstück. Allein schon die Reihenfolge finden wir interessant in der Annahme, dass sie nach ihrer Wichtigkeit geordnet sind.

Leshan ist Angestellter beim Basecamp-Explorer-Projekt (www.basecampexplorer.com), das uns unglaublich gut gefällt. Aber nicht nur wir sind angetan vom Idealismus und der Umsetzung vieler guter Ideen. Das Projekt hat schon jede Menge Preise eingeheimst und sogar Barack Obama, dessen Vater Kenianer ist, hat hier zwei Nächte mit seiner Familie verbracht. Er hat genau wie wir in einem „Tented Room“ geschlafen, einem fest installierten Zelt auf einem von Pfählen getragenen Bretterboden. Es gibt Betten und der Gipfel des Komforts sind WC und Dusche, abgetrennt vom Wohn-Schlafraum durch eine Zeltplane, verschließbar mithilfe eines Reißverschlusses. Trotz oder wegen der Einfachheit fühlt man sich sehr nah an der Natur, vor allem nachts, vor allem akkustisch.

Die Obamas haben 2007, da war Barack noch nicht Präsident, Bäume gepflanzt. Dem wollen wir nicht nachstehen. Wir beteiligen uns an dem vorbildlichen Projekt. Die Wittmanns haben also auch Bäume gepflanzt.

Behilflich war uns dabei ein weiterer beeindruckender junger Mann namens Lewis, unser „Tree Man“. Erst erklärte er uns SEIN Projekt, zeigte uns die Baumschule, die er angelegt hat, suchte dann mit uns zusammen die passenden Setzlinge aus und half uns beim Einpflanzen. TREES ARE OUR FUTURE. Auf diesen kurzen Nenner konnten wir uns schnell einigen. Unsere kleinen Bäume – ein Greenheart für Ingrid, ein Feigenbaum für Eva und ein Olivenbaum für mich – werden jetzt erst einmal zwei Monate gehegt und gegossen. Natürlich bekommen sie einen Name-Tag mit unseren Namen. Als besonderer Service wird Lewis uns nach zwei Monaten schon einmal ein Bild per WA schicken. Ach, gäbe es doch noch ein paar Tausende solcher ambitionierter und passionierter junger Männer auf dieser Welt. Unser Planet wäre ein anderer.